(erschienen in: Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Jahrbuch 1994, Berlin 1995)
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
Akademienvorhaben
Sitzland: Berlin
Adresse: Unter den Linden 8, 10117 Berlin, Tel.: 0 30 - 20 3 70 478
Projektleiter: Prof. Dr. Wolfgang Schenkel
Arbeitsstellenleiter: Prof. Dr. Walter Friedrich Reineke
Hauptamtliche wissenschaftliche Mitarbeiter:
Dr. Adelheid Burkhardt, Dr. Stefan Grunert, Dr. Elke Freier, Dr. Ingelore Hafemann
Mit Aufnahme ihrer Arbeit Anfang 1994 berief die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften eine Unterkommission "Altägyptisches Wörterbuch" in der Kommission "Altertumswissenschaften". Dieser Unterkommission gehören an: Prof. Dr. J. Assmann / Heidelberg, Prof. Dr. J. Osing / Berlin und Prof. Dr. W. Schenkel / Tübingen (Vorsitzender und gleichzeitig Projektleiter). Nachdem die Berliner Arbeitsstelle - basierend auf den Erfahrungen bei der Erfassung ägyptischer Texte für ein Textcorpus mit den Programmen PPTES und THOT - verschiedene Erfassungsmodelle vorgelegt hatte, beschloß die Unterkommission im Mai 1994, mit der Textaufnahme innerhalb einer relationalen lexikalischen Datenbank zu beginnen. Der Wortlaut des Textes wird mit folgenden Angaben erfaßt:
dem Lemma, realisiert durch einen Verweis auf die Berliner Wortliste (BWL); diese enthält die lemmatisierte Form der Wortes in Umschrift, eine Normübersetzung, Referenzvermerke und Bestimmung der Wortart;
der Wortform, die grundsätzlich in Umschrift erfolgt und die eine linguistische Minimalvariante der vorliegenden Graphien ist;
der textbezogenen Wortübersetzung in lemmatisierter Form;
der genauen Positionsangabe des Wortes im Text und
der kategorialen Bestimmung der Wortformen nach einem Thesaurus der Flexionsformen.
Verzichtet wurde auf die Ausarbeitung einer umfangreichen Wortliste (BWL), deren Fertigstellung ursprünglich spätestens für das 1. Quartal 1995 vorgesehen war. Dafür wird eine in Würzburg auf der Basis der Angaben im Wörterbuch von Erman - Grapow (Leipzig - Berlin 1926 - 1963) entwickelte Wortliste als essentielle Voraussetzung für die Textaufnahme verwendet. Diese Liste wird durch die laufende Arbeit an der Texterfassung ständig korrigiert, erweitert und differenziert. Die Entwicklung einer Eingabemaske für die BWL durch ein Software-Unternehmen wurde nicht in Auftrag gegeben; für die BWL wurden ein Search-Programm und ein Konverter für die Umschrift zur Sortierung in Eigenentwicklung geschaffen. Der Thesaurus der Flexionsformen erfuhr mehrere Überarbeitungen und liegt nun in einer gut handhabbaren Form vor. Mit diesen Hilfsmitteln und nach dem genannten Schema erfolgte im 2. Halbjahr die Textaufnahme. Aufgenommen wurden ca. 20.000 Textwörter aus Texten unterschiedlicher Gattung und aus verschiedenen Zeiten (Abusir-Archiv, Felsinschriften vom Sinai und aus dem Wadi el Hudi, Hekanakhte-papers, Illahun-Briefe, Totenbuch [P Berlin 10466, P Bodmer 103], Erzählung vom Schiffbrüchigen [P Petersburg 1115], Ostraka Deir el Medineh, Literarischer Brief [P Phillips]). Es wurden Bearbeitungszeiten erreicht, die die Erarbeitung eines vollständigen Corpus ägyptischer Texte möglich erscheinen lassen.
In die BWL wurden 1050 Neueinträge eingegeben; damit umfaßt sie 18.232 Lemmata. 411 Texte bzw. Textfragmente wurden bearbeitet und mit den zugehörigen Verwaltungsdaten für die Textcorpusnummern (TCN)-Datei versehen (alle Angaben, die zur Identifizierung des Textes, seinem Standort und der für die Bearbeitung benutzten Publikation notwendig sind; weitestgehend nach den 1993 entwickelten Thesauri codiert). Durch studentische Hilfskräfte wurden TCN für 200 Texte des Archivbestandes vergeben; hier lag die Hauptarbeit in der Identifizierung der Texte, der Ermittlung jetzt gültiger Museumsnummern und der Feststellung moderner Texteditionen. Die gerätetechnische Ausrüstung des Unternehmens konnte vervollständigt werden. Alle für die Eingabe benutzten PC sind untereinander vernetzt (1 Server mit 6 Arbeitsstellen), so daß ein rascher Zugriff aller auf die zentralen Dateien gewährleistet ist. Die Beschaffung moderner Büromöbel und die Ausführung lange geplanter Reperaturarbeiten verbesserten die Arbeitsmöglichkeiten. Ein Stipendium der Henkel-Stiftung ermöglichte die Fortsetzung der Identifizierung und Reinventarisierung der zum Archiv des "Altägyptischen Wörterbuchs" gehörenden Sammlung von Papierabdrücken ägyptischer Texte (Dr. S. Köpstein). Ergebnisse dieser Arbeit sind zusammen mit einem Abriß zur Geschichte des Archivs als "Mitteilungen aus der Arbeit am Wörterbuch der ägyptischen Sprache" (Heft 3, Berlin 1994) veröffentlicht worden.