Jahresbericht Altägyptisches Wörterbuch 2002

(erschienen in: Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Jahrbuch 2002, Berlin 2003)

Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
Akademienvorhaben
Sitzland: Berlin
Adresse: Unter den Linden 8, 10117 Berlin, Tel.: 0 30 - 20 3 70 478

Projektleiter: Prof. Dr. Wolfgang Schenkel

Arbeitsstellenleiter: Prof. Dr. Stephan J. Seidlmayer

Hauptamtliche wissenschaftliche Mitarbeiter:
Dr. Adelheid Burkhardt, Dr. Frank Feder; Dr. Stefan Grunert, Dr. Ingelore Hafemann

Aus Mitteln der DFG: Dr. Doris Topmann
Aus Mitteln der Thyssen-Stiftung: Dr. Marianne Eaton-Krauss

Arbeitsbericht

Im Berichtsjahr wurde die Erfassung von Texten für das digitale Corpus fortgesetzt. Neben die Arbeit an Texten des Alten Reiches (Inschriften aus Gräbern hoher Beamter in der memphitischen Nekropole, Felsinschriften) trat - in Kooperation mit der Arbeitsstelle Leipzig - die Erfassung eines der großen Werke der ägyptischen Literatur, der Erzählung des Sinuhe. Außerdem wurde mit Vorarbeiten begonnen, einen neuen Erfassungsschwerpunkt mit Tempelbibliotheken und Priesterhandbüchern der griechisch-römischen Periode aufzubauen, einer bislang kaum erschlossenen, in der Forschung gegenwärtig hochaktuellen Textgruppe. Insgesamt wurden Texte im Umfang von 11.000 Wörtern erfaßt.

Das Schwergewicht der Arbeit am digitalen Textcorpus lag jedoch weiter auf der Überarbeitung und Aktualisierung von früher nach weniger entwickelten Standards erfaßten Texten zur Aufnahme in die Publikation des Materials im Internet. Texte im Umfang von ca. 30.000 Wörtern wurden in dieser Überarbeitung fertiggestellt, darunter alle Texte der Nekropole von Achmim, der neueren Publikationen der Nekropolen von Giza und Saqqara, von Briefen des Mittleren Reiches u.a.m. Diese Überarbeitungserfordernisse werden noch wenige Monate in Anspruch nehmen, so daß danach wieder alle Kräfte für die Neuaufnahme zur Verfügung stehen.

Die Publikationsplattform des Vorhabens unter dem Namen „Thesaurus Linguae Aegyptiae„ wurde funktional und in der optischen Präsentation weiter ausgebaut und im Internet mit einer ersten Version der Datenbank ausführlich getestet. Dabei wurde das Präsentationsformat von vornherein so angelegt, daß es kooperierenden Arbeitsgruppen und Projekten gleichberechtigt zur Verfügung steht. Konsequent beteiligen sich bereits an der gegenwärtigen Probeversion auch die Arbeitsstellen des Gesamtprojekts in Leipzig und Würzburg sowie das kooperierende Projekt der Universität Bonn, das der Erfassung des Altägyptischen Totenbuches gewidmet ist. In der Publikationsplattform wurde das demotische Material mit dem des hieroglyphisch-hieratisch überlieferten Ägyptisch in der Darstellung integriert, so daß ein erster Schritt getan wurde, beide Bereiche der Philologie und Lexikographie des Ägyptischen endlich wieder näher zusammenzuführen.

Im Berichtsjahr konnte die formale Redaktion des lexikalischen Thesaurus des Vorhabens abgeschlossen werden. Ebenso wurde die inhaltliche Revision der Lemmaliste für den Bereich der Lemmata, die im publizierten ersten Corpussegment vertreten sind - und zwar einschließlich der zahlreichen Personennamen und Beamtentitel - abgeschlossen. Bezogen auf das Gesamtmaterial ist damit die Revision des lexikalischen Thesaurus zu 45% geleistet. Die durch eine Zuwendung der Thyssen-Stiftung ermöglichte Erarbeitung einer englischen Version des lexikalischen Thesaurus konnte ebenfalls abgeschlossen und an den revidierten Zustand der Liste angepaßt werden. Damit liegt die englische Version der Liste für den gesamten Bereich des im ersten Corpussegment belegten Wortmaterials vor, so daß in Kürze ein paralleler, englischsprachiger Zugang zum digitalen Textcorpus im Internet geboten werden kann.

Die Indizierung des Hauptalphabets des Digitalisierten Zettelarchivs, die dank der Unterstützung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft in Angriff genommen und weitgehend durchgeführt werden konnte, wurde im ersten Quartal des Berichtsjahres mit Sondermitteln der Akademie zu ihrem endgültigen Abschluß geführt. Letzte Reklamationen mißglückter Digitalisate wurden durch die zuständige Firma ausgeführt, so daß damit auch der technisch-praktische Aspekt des Projekts beendet ist. Damit steht der Wortschatz des größten bislang systematisch erschlossenen Corpus ägyptischer Texte nun vollständig im Internet zur Verfügung.

Beim Aufbau der Publikationsplattform für das neue, digitale Textcorpus des Vorhabens wurde die Recherche und Navigation im Digitalisierten Zettelarchiv von vornherein in die Präsentationssoftware integriert. Es ist daher möglich, ohne das Publikationsmedium zu wechseln sowohl im neuen digitalen Textcorpus wie im Digitalisierten Zettelarchiv zu arbeiten. Dadurch wird dem neuen Corpus von vornherein ein erheblicher Textbestand zur Verfügung gestellt; vor allem können aus der Lemmaliste des Vorhabens damit auch die hieroglyphischen Schreibungen der Wörter, die im Zettelarchiv dokumentiert sind, abgerufen werden.

Durch studentische Hilfskräfte und Praktikanten konnten bei der Eingabe der Beschriftungen der Gliederungskarten des Zettelarchivs in eine Datenbank weiter wesentliche Fortschritte gemacht und die Arbeit zu 70% geleistet werden. Weiter wurde auf der Basis des Digitalisierten Zettelarchivs eine Datenbank erstellt, in der verzeichnet ist, wie häufig die einzelnen Lemmata im ägyptischen Schrifttum belegt sind. Dadurch liegt für die ägyptische Sprache erstmals eine übergreifende Statistik der Belegungsfrequenzen der Wörter vor. Diese spezielle Datenbank soll demnächst auf der website des Vorhabens allgemein zur Verfügung gestellt werden.

Das durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft finanzierte Projekt zur Erarbeitung der ersten, vollständigen deutschen Übersetzung der Altägyptischen Sargtexte im Hinblick auf die Integration dieser wichtigen Textgruppe in das digitale Corpus wurde durch die DFG um zwei Jahre verlängert. Von den sieben Bänden der grundlegenden Edition liegen mittlerweile 5 1/2 in einem ersten Übersetzungsdurchlauf vor. Übersetzungen im Umfang von 1 1/2 Bänden wurden in einem zweiten Durchlauf überarbeitet und mit einer aktualisierten Fassung der digitalen Aufnahme der ägyptischen Texte abgeglichen. Damit steht bereits jetzt ein umfangreiches Segment der Sargtexte zur Publikation im Rahmen der Publikationsplattform des Vorhabens zur Verfügung.

Publikationen

  • Neugestaltung der Website des Vorhabens.
  • Frank Feder, Biblia Sahidica - Ieremias, Lamentationes (Threni), Epistula Ieremiae et Baruch, Texte und Untersuchungen zur Geschichte der altchristlichen Literatur 147, Berlin 2002
  • Frank Feder, Koptische Bibelfragmente der Berliner Papyrussammlung I, in: Archiv für Papyrusforschung 48/1, 2002, 159-174
  • Stefan Grunert, Sprachen Schlächter schlechter? Rufe und Reden aus dem Grab des Anchmahor in Saqqara, in: Göttinger Miszellen 186, 2002, 43-57
  • Stefan Grunert, Nicht nur sauber, sondern rein. Rituelle Reinigungsanweisungen aus dem Grab des Anchmahor in Saqqara, in: Studien zur Altägyptischen Kultur 30, 2002, 137-151
  • Ingelore Hafemann (Hrsg.), Wege zu einem digitalen Corpus ägyptischer Texte. Akten der Tagung „Datenbanken im Verbund„, TLA 2, Berlin 2002
  • Ingelore Hafemann, Zum Zusammenspiel von Semantik und Syntax ägyptischer Verben, in: Lingua Aegyptia 10, 2002, 151-210
  • Ingelore Hafemann, Die Verknüpfung der Tübinger Lemmaliste mit der Berliner Wortliste. Probleme und Perspektiven, in: Ingelore Hafemann (Hrsg.), Wege zu einem digitalen Corpus ägyptischer Texte, TLA 2, Berlin 2002, 73-89
  • Stephan Seidlmayer, Textdatenbanken im Verbund. Konzepte und Perspektiven, in: Ingelore Hafemann (Hrsg.), Wege zu einem digitalen Corpus ägyptischer Texte, TLA 2, Berlin 2002, 207-228
  • Doris Topmann, Die „Abscheu„-Sprüche der altägyptischen Sargtexte. Untersuchungen zu Textemen und Dialogstrukturen, Göttinger Orientforschungen IV.39, Wiesbaden 2002

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