(erschienen in: Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Jahrbuch 2004, Berlin 2005)
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
Akademienvorhaben
Wissenschaftlicher Beirat für das Altägyptische Wörterbuch
Vorsitzender: Prof. Dr. Wolfgang Schenkel /Tübingen)
Mitglieder: Prof. Dr. Elke Blumenthal (Leipzig), Prof. Dr. Günter Burkard (München), Prof. Dr. Friedrich Junge (Göttingen), Prof. Dr. Antonio Loprieno (Basel), Prof. Dr. Heinz-Josef Thissen (Köln)
Sitzland: Berlin
Adresse: Unter den Linden 8, 10117 Berlin, Tel.: 0 30 - 266 1933
Projekt- und Arbeitsstellenleiter: Prof. Dr. Stephan J. Seidlmayer
Hauptamtliche wissenschaftliche Mitarbeiter:
Dr. Frank Feder, Dr. Stefan Grunert, Dr. Ingelore Hafemann, Dr. Doris Topmann (ab 01.03.04)
Aus Mitteln der DFG: Doris Topmann (bis 29.02.04)
Wissenschaftlicher Beirat
Bericht: Stephan J. Seidlmayer
Im Berichtsjahr wurde die Arbeit am Aufbau des digitalen Corpus ägyptischer Texte fortgesetzt. Dabei wurde die Aufnahme der Inschriften neu publizierter Monumentalgräber der Residenznekropolen von Giza und Saqqara weiter vorangetrieben. Die Erfassung der Briefe des Mittleren Reiches konnte abgeschlossen, die des Neuen Reiches begonnen werden. Der im letzten Jahr begonnene, neue Erfassungsschwerpunkt im Bereich der Priesterhandbücher der griechisch-römischen Periode wurde weiter ausgebaut.
Im Berichtsjahr wurde auch die Erfassung der Pyramidentexte des Alten Reiches aufgenommen. Dieses dritte der großen Corpora der altägyptischen Totenliteratur wird zusammen mit den Sargtexten und dem Totenbuch (die beide in kooperierenden Projekten erfaßt wurden) ein entscheidendes Segment des altägyptischen Schrifttums der Forschung in neuartiger Form erschließen.
Der Gesamtumfang neu aufgenommener Texte liegt bei 33.000 Wörtern.
Nach einer Periode gründlicher Erprobung wurde am 31. Oktober, dem 150. Geburtstag Adolf Ermans, die Publikationsplattform des Vorhabens im Internet freigegeben. Sie ist unter dem Namen Thesaurus Linguae Aegyptiae über die URL http://aaew.bbaw.de/tla/ allgemein verfügbar.
In seiner gegenwärtigen, ersten Form umfaßt der Thesaurus Linguae Aegyptiae ein Corpus von rund 350.000 Textwörtern, das unter lexikalischen und philologischen Aspekten recherchierbar ist. Substantielle Beiträge zum Corpus stammen auch von den Kooperationspartnern der Berliner Arbeitsstelle, nämlich der Arbeitsstelle Altägyptisches Wörterbuch der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig, der Würzburger Arbeitsstelle des Projekts Demotische Textdatenbank der Akademie der Wissenschaften und der Literatur (Mainz), sowie dem Totenbuchprojekt der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften, Arbeitsstelle Bonn.
Mit der Freigabe der Publikationsplattform ist in der Arbeit des Vorhabens ein entscheidender Schritt getan. Künftig wird der Thesaurus Linguae Aegyptiae wenigstens einmal jährlich aktualisiert werden, wobei ebenso der Umfang des Textcorpus erweitert wie die Leistungsfähigkeit der Rechercheoberfläche ausgebaut und verbessert werden sollen.
Das im Archiv der Arbeitsstelle aufbewahrte, sogenannte Vormanuskript des Wörterbuches der ägyptischen Sprache wurde digitalisiert und im Rahmen des Thesaurus Linguae Aegyptiae im Internet veröffentlicht. Es handelt sich dabei um zwischen 1906 und 1909 entstandene Entwürfe für das später gedruckte Wörterbuch, die die ursprüngliche lexikographische Konzeption Adolf Ermans wesentlich besser erkennen lassen, als die später unter dem Druck der pragmatischen Verhältnisse nur in kompromißhaft verkürzter Form publizierten Bände. Der Text, ein Wörterbuch “eigentlich idealer Form”, wie Hermann Grapow das Vormanuskript bezeichnet hat, ist daher wissenschaftsgeschichtlich, dank der hohen Qualität seiner Ausarbeitung aber auch sachlich von großem Interesse. Durch die Publikation im Internet wird erstmals eine Einsichtnahme in diese grundlegende Etappe der Entstehungsgeschichte des Wörterbuches der ägyptischen Sprache möglich.
Das durch die DFG geförderte Projekt der Erstellung einer vollständigen deutschen Übersetzung der altägyptischen Sargtexte wurde erfolgreich abgeschlossen. Der Einstieg in die Publikation des Materials auf der internetbasierten Publikationsplattform des Vorhabens kann im nächsten Jahr beginnen.
Wie in früheren Jahren beteiligten sich Mitarbeiter des Vorhabens mit Vorträgen an Veranstaltungen der BBAW, u.a. an den Vorträgen in Brandenburger Schulen. Weiter engagierten sich Mitarbeiter des Vorhabens in der akademischen Lehre an den Universitäten in Göttingen und Berlin. Im Rahmen einer Vorlesungsreihe an der Arbeitsstelle wurde Studierenden die Gelegenheit gegeben, ebenso die Archive der Arbeitsstelle wie Probleme und Perspektiven der aktuellen Arbeit kennenzulernen.