Das Vogelsang-Exemplar

Das sogenannte Vogelsang-Exemplar ist eine Sammlung jeweils aller Zettel eines Textes in fortlaufender Folge zur Kontrolle der lexikalischen Verzettelung. Es geht auf Friedrich Vogelsang zurück, der mit dieser Sondersammlung begann. Das Ziel dieses Hilfsmittels der Wörterbucharbeit war es, nachzuweisen, wie die einzelnen Bearbeiter die Texte in hieroglyphische Wörter segmentiert und in der Hauptverzettelung abgelegt haben. Durch Bleistiftstriche, später rote Striche wurden die Wörter getrennt. Außerdem wurden Notizen bei schwierigen Schreibungen oder Transkriptionen hinzugefügt. So kann diese Sammlung genutzt werden, um bei einer problematischen Textstelle nachzusehen, wie die ägyptischen Wörter abgetrennt und alphabetisch eingeordnet wurden, um die Textstellen im Archiv zu finden.

In den Kästen gibt es Reiterkarten, die die gleichen Nummern wie die Mappen des sogenannten Mappenexemplars aller verzettelten Texte tragen. Meistens tritt dazu noch eine Kurzinformation zum Inhalt dieser Mappe.

Zu beachten ist, daß das Vogelsangexemplar erst seit 1902 und auch dann nicht ganz vollständig geführt wurde. Alle vor diesem Zeitpunkt für das Wörterbuch erfaßten Texte sind daher in der Regel darin nicht enthalten. In einzelnen Fällen wurden jedoch auch früher erfaßte Texte im Vogelsangexemplar nachgetragen; umgekehrt fehlen aber auch etliche der später erfaßten Texte im Vogelsangexemplar.


Der Textabschnitt aus den Annalen von Thutmosis III. (um 1450 v.Chr.), verzettelt nach der Publikation in Lepsius, Denkmäler, 3. Abt. (LD III), zeigt die Bleistiftstriche, die das Abtrennen der einzelnen Wörter durch die Bearbeiter markieren. Notiert sind außerdem Lesungs- und Ergänzungsvorschläge. Durch rotes Unterstreichen wird auf die enge Verbindung der beiden Wörter Hrw r “abgesehen von” hingewiesen.

Das Grab des Ti aus dem Alten Reich (ca. 2400 v. Chr.) in der Nekropole von Sakkara ist besonders reich an Texten, die die schönen und lebendigen Reliefdarstellungen begleiten. Mit roten Strichen ist auf diesem Zettel der Text in Wörter unterteilt, und es sind einzelne Lesungen angegeben.

Ein Abschnitt eines zwölfzeiligen Musterbriefes, der sich auf einem Ostrakon, einem Kalksteinsplittter, befindet. Ostraka wurden u.a. im Schulbetrieb benutzt und stellen eine wichtige Textquelle dar. Im Original ist der Text in hieratischer, also kursiver Schrift hinterlassen; er wurde ca. 1250 v. Chr. angefertigt. Der Zettel zeigt die Worttrennung; ergänzte und unvollständige Wörter wurden nicht in das lexikalische Archiv aufgenommen.

Nur im Vogelsang-Exemplar kommt es vor, daß Rückseiten von Zetteln beschrieben sind, und zwar mit der zeilengleichen Umschrift des Textes auf der Vorderseite. Übersetzungen wurden nur bei den Wörtern in Klammern zugefügt, zu denen es Homonyme, also Wörter mit gleicher Konsonantenabfolge gibt. Der hieroglyphische Text und die Übersetzung des Abschnittes ist auf dem vorigen Beispielzettel zu sehen.

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