Nach seiner Schulzeit am französischem Gymnasium seiner Geburtsstadt Berlin, in der er früh durch die von Carl Richard Lepsius dominierte Gestaltung des Ägyptischen Museums ein Interesse an den ägyptischen Hieroglyphen entwickelte, bestand er 1874 das Abiturexamen. Er ging nach Leipzig, um bei Georg Ebers Ägyptologie zu studieren. Nach einem Jahr kehrte er nach Berlin zurück und bat Lepsius darum, ihm Unterricht zu geben, was dieser aber ablehnte. In seiner Autobiographie bedauerte Erman später, daß er eigentlich nichts von Lepsius gelernt hatte. Als Assistent im Berliner Münzkabinett promovierte er schon 1878 an der Berliner Universität - und zwar nun bereits einem Vorschlag von Lepsius folgend - mit einer Dissertation über die Pluralbildung in der ägyptischen Sprache. Ludwig Stern, Assistent von Lepsius, betrachtete Erman damals als seinen eigentlichen Doktorvater. Schließlich war es dann auch Lepsius, inzwischen überzeugt von Ermans Talent, der ihm nahelegte, sich zu habilitieren. Nach Lepsius' Tode im Jahre 1884 wurde Erman die Nachfolge am Museum (bis 1914) und die an der Universität (bis 1923) angetragen. Darin zeigte sich die allgemeine Wertschätzung, die Erman nun bereits auf Grund seiner außerordentlichen Leistungen bei der Erforschung der altägyptischen Sprache genoss. Mit seiner Genialität und gleichzeitig kompromißlosen Methodik bei der philologischen Arbeit wurde er zum Begründer der 'Berliner Schule'. Als akademischer Lehrer prägte er maßgeblich die internationale Ägyptologie. Im Alter von 40 Jahren wurde er 1894 zum Ordentlichen Mitglied der Berliner Akademie gewählt. Im Jahre 1897 initiierte er an der Akademie das Projekt eines Wörterbuches der ägyptischen Sprache, das sein Lebenswerk wurde. Mit beispielloser Energie und eine ganze Ägyptologengeneration prägend, leitete er die Arbeiten am Wörterbuch der Ägyptischen Sprache bis zur Veröffentlichung des fünfbändigen Werkes in den Jahren 1926-1931. Besonders eng standen ihm Hermann Grapow und Kurt Sethe zur Seite. Grapow übernahm die Leitung des Projektes und führte es bis zu seiner engültigen Fertigstellung im Jahre 1963. Adolf Erman starb 1937, gerade als die Willkür des Nationalsozialismus in Deutschland ihn und andere jüdische Wissenschaftler vom wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Leben vollständig auszuschließen begann. Sein Wörterbuch ist bis in die Gegenwart das Standardwerk der ägyptischen Lexikographie.